Politischer Werdegang
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Ich bin 1969 Mitglied der SPD geworden, nicht weil ich besonders politisch interessiert war oder Karriere machen wollte, sondern weil mich der Mensch und Politiker Willy Brandt faszinierte. Er war zwar kein Mann ohne Schwächen, aber was ihn vor den anderen auszeichnete, war die sichere Beherrschung dieser Schwächen; er verstand es daraus mehr zu machen als andere aus ihren Talenten.
Dazu ist nur fähig, wer sich selbst gegenüber ehrlich ist, frei von raffgierigem Ehrgeiz; wer gelernt hat, sich den Blick für die Realität nicht von der Sorge um die eigene Person verstellen zu lassen, kurz: wer sich selbst nicht mehr ganz so wichtig nimmt.
In die politische Arbeit wurde ich eingebunden durch Egon Bahr, einem der wichtigsten Politiker der Nachkriegsgeschichte. Dessen Politik der kleinen Schritte in der Ost- und Deutschlandpolitik, wie später auch in der Sicherheitspolitik, nicht nur von seinen politischen Gegner zuerst vehement bekämpft wurde, um dann im nachhinein übernommen und fortgesetzt zu werden.
Sein Wort hatte Gewicht, seine Mitarbeit und sein Wissen waren gefragt, sei es in der Palme Kommission, bei der SI, der Scandilux-Gruppe usw.
Ein Mann mit Weitblick und Visionen, ein Querdenker, der sich, wenn er von einer Sache überzeugt war, nicht abbringen und beirren ließ, trotz gröbster Anfeindungen und schmutzigster Angriffe. Was er am meisten haßte, waren Ignoranz und Dummheit. Viele seiner Eigenschaften habe ich mir zu eigen gemacht.
Auszug aus dem Buch von Egon Bahr "Zu meiner Zeit" - Karl Blessing Verlag - 1996
Seite 491: ........" Zwei Gefährten wurden mehr als nur enge Mitarbeiter. Der eine, Joachim Broudrè-Gröger, vom Auswärtigen Amt ans Kanzlerbüro "ausgeliehen", hat sich danach als Leiter meines Büros im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) so bewährt, daß ich ihn bat, mir als rechte Hand in der "Baracke" zu helfen. Er fand sich da schnell zurecht dank seiner hohen Intelligenz, mit der Fähigkeit, schnell den Kern des Problems zu erkennen, und eines empfindlichen Sensoriums, daß Warnlampen aufleuchten ließ, wo andere Gefahren weder sahen noch vermuteten. Als er durch einen rumänischen Überläufer in den Verdacht der Spionage geriet, habe ich mich vor ihn gestellt. Unsere Sicherheitsbehörden nahmen ihn nach allen Regeln ihrer Kunst in die Mangel. Hätten meine Menschenkenntnisse getrogen, wäre ich zurückgetreten. Später diente er unserem Land auch als erster Botschafter in Vietnam. -- Den anderen Bodo Buhse, hatte ich in Flensburg gefunden. Der Kapitänleutnant, Berufssoldat, wurde bis zu meinem Ausscheiden aus dem Bundestag von der Bundeswehr beurlaubt, pflegte die Verbindungen zum Wahlkreis und organisierte umsichtig und zuverlässig Reisen und Termine".........